Abschluss und Neuanfang
Schönstatt-Patres errichten europäische Provinz
„Wir vollziehen heute etwas, das wir in der Geschichte unserer Gemeinschaft noch nie gemacht haben: die Errichtung einer Provinz aus bisher drei Gebieten.“ Mit diesen Worten wies P. Antonio Bracht, Mitglied der Generalleitung, auf die historische Bedeutung des Tages hin, als sich am Pfingstsonntag zahlreiche Mitbrüder zur Errichtung der europäischen Provinz der Schönstatt-Patres im Vaterhaus auf Berg Sion, dem Sitz der Gemeinschaft in Vallendar-Schönstatt, einfanden.
In einem mehrjährigen Prozess hatte sich die Gemeinschaft auf die Suche nach einem Weg der Neuausrichtung und einer verstärkten Zusammenarbeit in Europa gemacht. Dier Prozess gipfelte nun in der Gründung der neuen Provinz, welche das Gebiet der bisherigen Sion-Provinz, der Schweizer Provinz sowie der polnischen Delegatur umfasst. Zum Provinzgebiet gehören damit sechs Länder, in denen es Niederlassungen der Schönstatt-Patres gibt: Großbritannien, Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich und Schweiz. Darüber hinaus sind Patres der Gemeinschaft u. a. in Ungarn, Kroatien und der Slowakei tätig.
Dass es ein besonderer Tag war, war schon an der Zusammensetzung der Gäste, die gekommen waren, zu erkennen. Einige hatten sich eigens aus Polen und der Schweiz auf den Weg gemacht, um die Feier mitzuvollziehen. Aber auch Mitbrüder aus Afrika, Indien und Südamerika, die sich derzeit in Schönstatt aufhalten oder in Pfarreien in der Umgebung tätig sind, waren gekommen und spiegelten etwas vom internationalen Gesicht der Gemeinschaft. Weitere Mitbrüder aus aller Welt schalteten sich von zu Hause aus in die angebotene Videoübertragung ein.
In der Errichtungsfeier, die im Rahmen eines Vespergottesdienstes vollzogen wurde, wies der Generalobere der Gemeinschaft, P. Juan Pablo Catoggio darauf hin, dass die Errichtung der europäischen Provinz einen Abschluss und einen Neuanfang bedeute. So stand am Anfang zunächst ein Blick in die Geschichte: „Wir danken allen, die Werkzeuge der Gottesmutter in dieser heiligen Geschichte gewesen sind, Mitbrüder aus den vielen Generationen unserer Sionsgemeinschaft, hier auf Erden und auch im Himmel.“
Sogleich folgte ein Blick in Gegenwart und Zukunft. „Das Neue ist der Europäische Sion, Sion Europas.“ Einige Gedanken von Papst Franziskus zu Europa aufgreifend hielt Catoggio fest: „Europa ist Einheit in der Verschiedenheit, in Vielfalt.“
Im Rahmen der Feier wurde auch die erste Provinzleitung in ihr Amt eingeführt Neben dem neuen Provinzial P. Raffael Rieger aus der Schweiz gehören ihr vier weitere Mitglieder an. Sie beraten und unterstützen den Provinzial in seinen Aufgaben. Auch ein Dank an ihre Vorgänger, die Oberen und die Leitungsmitglieder der drei bisherigen Gebiete durfte zum Schluss der Feier nicht fehlen.
Für die Patres der neuen Provinz ging die Feier in einer gemeinsamen Begegnung am Pfingstmontag noch weiter. Erstmals stand Pater Raffael Rieger als Provinzial der gemeinschaftlichen Eucharistiefeier vor. In einer lebendigen und anschaulichen Predigt wusste er einige Akzente zu setzen, mit denen er den Blick auf die bevorstehende Amtszeit richtete. Er ging dabei vor allem auf den Berg Sion ein, der für die Patresgemeinschaft Heimat und geistliche Mitte ist. „Für mich“, so Rieger, „bleibt der Sion ein Geheimnis, ein Mysterium.“ Darin liege jedoch die Chance, das damit verbundene Ideal immer wieder neu zu entdecken.
Unter anderem betonte Pater Raffael, dass der Berg Sion für ihn „synodal“ geprägt sei. Dies sei wohl das Wort der Stunde, das eine Bedeutung für die ganze Kirche habe, aber auch für uns als Gemeinschaft und für die Schönstatt-Bewegung. „Es ist mir ein Anliegen, dass wir unsere Gemeinschaft synodal gestalten, das heißt zuerst viel gemeinsam hören.“ In Schönstatt seien wir es gewohnt, Leben zu beobachten und aufzunehmen. „Das ist mir auch für die Gemeinschaft wichtig.“
Die Tage wurden abgerundet durch ein festliches Mittagessen und eine gemeinsame Wallfahrt zum Urheiligtum im Tal von Schönstatt. Nun gilt es, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und der neuen Provinz Leben einzuhauchen. Das Pfingstfest auf Berg Sion war dafür ein gelungener Auftakt.